Kategorien
Allgemeines

Ausnahmen bestätigen die Regel

„Butterbrezen schmecken genial!“, sagte A und biss genüßlich in ihre Butterbreze, um kurz darauf das Gesicht zu verziehen. „Ieehh! Das ist ja ekelhaft!“ „Ausnahmen bestätigen die Regel  ?(???)?“, meinte B dazu nur.

Ich frage mich, ob ich der Einzige bin, der bei dieser Phrase innerlich zusammenzuckt – „Ausnahmen bestätigen die Regel“ – eine billige Phrase, um den Gegenbeweis als trivial und nichtig darzustellen?

Stellt sich heraus, dass ich falsch lag, und dass geschätzt und gefühlt alle Leute diese Phrase falsch benutzen. „Ausnahmen bestätigen die Regel“ bedeutet nämlich, jetzt kommts:

Eine Sache, die explizit deklariert werden muss, lässt den Schluss zu, dass bei nicht expliziter Deklaration die Negation der Sache vorliegt.

Ein Beispiel für ein „Ausnahmen bestätigen die Regel“ ist also z.B.

„Wir haben verkaufsoffenen Sonntag“, ergo, normalerweise ist der Sonntag nicht verkaufsoffen.

 

5 Antworten auf „Ausnahmen bestätigen die Regel“

Du kannst den Satz auch anders betrachten.
Nimm „die Regel“ als den Regelfall. Wenn es nun eine Ausnahme gibt, so gibt es auch einen Regelfall, denn sonst wäre die Ausnahme keine Ausnahme.

Ergo wenn es Dich überrascht, dass die Butterbreze nicht gut schmeckt, dann stellt das eine Ausnahme dar, da es eine Abweichung vom Regelfall – „Butterbrezen schmecken genial“ ist.

Waren interessante Beispiele finsterwipf!
Hmm…
Wenn es es mich überrascht, dass die Butterbreze nicht gut schmeckt, dann stellt das den Fall da, dass eine Butterbreze nicht gut schmeckt. Der angebliche Regelfall „Butterbrezen schmecken genial“ kann doch nicht dadurch bestätigt werden.

Ich fande den Spruch auch immer seltsam. Kennen gelernt habe ich ihn in der 5. Klasse durch meine Englischlehrerin, als sie uns die Konjugation der Verben für die einfache Vergangenheitsform beibrachte. Wir lernten die Regel kennen, immer ein „ed“ anzuhängen, z.B. walk > walked, jump > jumped, usw. Ihr kennt das ja. Und dann kam der Spruch! „Ausnahmen bestätigen die Regel: die Vergangenheitsform von ‚to go‘ ist ‚went'“!
Mein Problem war Folgendes: ich hatte in diesem Kontext das Wort „Regel“ als eine Art „Naturgesetz“ interpretiert und nicht als „wahrscheinlich richtige Konjugation“ oder „Mittelwert-Konjugation“. Insofern ergab es einfach keinen Sinn: entweder war die Regel ein Naturgesetz, dann würden aber alle Verben nach dieser Regel konjugiert. Oder die Regel müsste die Ausnahme mit in ihre Formulierung aufnehmen, also zum Beispiel so: „Allen Verben außer ‚to abide, to arise, to awake, …‘ wird für die Bildung der einfachen Vergangenheitsform ein ‚ed‘ angehängt.“ Jetzt wäre meine Interpretation des Wortes „Regel“ mit „Naturgesetz“ wieder korrekt. Denn die Regel trifft nun immer zu. Allerdings gibt es zu dieser Regel keine Ausnahme mehr!

Die Unterrichtsstunde hatte zur Folge, dass ich mir dachte, „Hääääää?“, und den Spruch nie mehr verwendet habe.

Es bleibt nun noch die andere Variante zu betrachten: die Interpretation des Wortes „Regel“ als „statistischer Erwartungswert“. Und das Wort „Ausnahme“ als „Zufallsereignis, das stark vom Mittelwert abweicht“. Dann hatte meine Englischlehrerin in gewisser Hinsicht Recht: die Wahrscheinlichkeit ein zufällig gewähltes englisches Verb richtig zu Konjugieren ist am größten, wenn man ein „ed“ an die Grundform anhängt (weil es am meisten normale Verben gibt). Und „to go“ stellt eine Abweichung von diesem Erwartungswert da. Aber dadurch, dass ich eine Abweichung gefunden habe, wird die Hypothese, dass „ed“ die wahrscheinlichste richtige Konjugation ist, noch lange nicht bestätigt! Und das wäre doch die Schlussfolgerung, die im Blogeintrag oben gegeben ist, oder?

Andere Interpretationen/Definitionen der Wörter „Regel“ und „Ausnahme“ fallen mir nicht ein. Deswegen werde ich so verfahren, wie ich es seit der 5. Klasse tue: der Spruch ist Schmarrn und ich werde ihn niemals gegenüber meinen Kindern erwähnen, damit der Spruch ausstirbt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert