Wie bekannt ist, konstruiere ich für Familie, Freunde und Freunde von Freunden maßgeschneidert sowohl Desktop-PCs als auch Fahrräder. Finanziell lohnt sich das bei Desktop-PCs eigentlich immer – einen baugleichen Fertig-Computer kann ich für ca 10-40% günstiger bauen, bei einem Fahrrad lohnt es sich finanziell erst ab 800 EUR, dafür kann man wirklich ein genau auf den Anwendungszweck zugeschnittenes Rad erhalten mit guter Qualität an der richtigen Stelle – Stichwort Blenderschaltwerk, für Leute die sich mit der Materie auskennen. Dazu trägt auch bei, dass ich selber für die Konstruktion sehr wenig Geld annehme. Mir geht es hier sowohl an meiner eigenen Freude am Zusammenbau, als auch um das gute Gefühl, einer Person zu einem guten Preis zu einer guten Maschine verholfen zu haben, an der sie lange Freude haben wird.
Für diese Aufträge nehme ich mir sehr viel Zeit. Zum einen versuche ich im Gespräch mit dem „Kunden“ herauszufinden, welche Aspekte besonders wichtig sind. Zum anderen fließen die Ergebnisse meiner kontinuierlichen Recherche bei Komponentenwahl ein, damit Dinge nicht nur eingebaut werden, weil die Komponente so großartig klingt – sich aber (gerade im Verhältnis zum Rest der verbauten Teile) überhaupt nicht auszahlen würde. Dieses Problem ist interessanterweise sowohl bei Fertig-Rädern als auch bei Fertig-PCs ziemlich massiv vorhanden.
Sowohl vor als auch nach der Konstruktion kann man sich an mich beliebig für Beratung und Informationsgewinn wenden. Noch Jahre danach stehe ich für jede meiner Konstruktionen für Optimierung, zB im Falle von PCs mal Aufräumen oder Aufrüsten, im Falle von Rädern für Wartung / Reparaturen von Verschleißteilen zur Verfügung – natürlich unentgeltlich. Weil es mir Spaß macht und ich es für selbstverständlich erachte.
Bei der Annahme von Aufträgen, gerade bei Fahrrädern, darf man nicht übermütig werden. Ein Versagen von Bauteilen ist im Falle von PCs zwar immernoch nervig, aber selten kritisch. Versagt bei einem Rad hingegen Fahrwerk oder Bremse, kann das schnell lebensbedrohlich werden. Deswegen führe ich keine Wartung oder Einbau an oder mit Teilen vor, die ich nicht kenne, also: Bei mir selber schon eingebaut und ausprobiert und gewartet habe. Eine zeitlang habe ich über die Facebook-Gruppe „Share&Care“ kostenlose Radreparaturen für ganz München angeboten – Anfragen mit hydraulischen Scheibenbremsen habe ich aber abgelehnt, bis ich selbst mein Rad auf diesen Typ Bremse umgerüstet habe.
Die Kehrseite der Sache (vielen nicht bewusst) ist aber weiterhin das Risiko und das schlechte Gefühl, wenn etwas schief läuft. Bei filigranen PC-Komponenten kommt es vor, dass manchmal der Bildschirm schwarz bleibt, und man zunächst nicht weiß, warum. Was folgt ist Zeitverzögerung, Rücksendekosten (die ich übrigens nie in Rechnung stelle) und regelmäßige Schweißausbrüche: Bereut es mein Client gerade, mir den Auftrag gegeben zu haben? Was, wenn die Performance der Komponenten, die ja oft auf meine Empfehlung hin gewählt wurden, dem Kunden letztendlich doch nicht ausreicht? Was, wenn die Festplatte, die sich in diesem gewählten Gehäuse nicht entkoppeln lässt, zu laut ist?
Aber dennoch freue ich mich natürlich extrem über jeden Auftrag – den ich als Zeichen von Vertrauen werte, und als Wertschätzung des langen Prozesses der Wissensaneignung.
Gestern war ich auf einer Geburtstagsfeier eines Freundes. Kurz wurde das Thema Fahrräder angeschnitten im Kontext einer Radtourplanung. Mein Gesprächspartner äusserte daraufhin, dass er sich überlegte, demnächst ein Rad anzuschaffen. Ein anderer Freund zeigte auf mich mit den Worten: „Du stehst ja genau vorm Spezialisten!“ – woraufhin mein Gesprächspartner sinngemäß meinte, dass er sich lieber eins vom Händler holen würde, da er etwas vorsichtig sei – und es ausserdem einen Vorfall gab, bei dem sich beim Rad von Person X während der Fahrt die Pedale gelöst hatte.
Wie man sich denken kann, wurde das Rad von Person X zwar maßgeblich von Person X, aber unter meiner Anleitung und Supervision gebaut. Es stand offenbar im Raum, dass ich einen Mangel an Sorgfalt entweder übersehen, zugelassen, oder aus mangelndem Wissen fahrlässig selbst ausgeführt hatte.
Tatsächlich hat sich bei Person X nicht die Pedale, sondern die Kurbel gelöst – ein nicht minder kritischer Zustand, der auf keinen Fall passieren sollte. Was nicht erwähnt wurde ist aber, dass diesem technischen Versagen ein Unfall vorausfolgte, bei der die Person einhändig gefahren ist und auf Glatteis stürzte – die Wucht des Aufpralls wurde größtenteils von der Kurbel absorbiert. Dabei brach auch die Konterschraube, die lediglich aus Plastik ist. Die Technik der Kurbelwelle (Hollowtech II, Vielverzahnung) verzahnt nur gegen die Rotationsrichtung, bietet aber nicht viel Schutz vor Scherkräften, da diese im normalen Kurbelbetrieb nicht relevant sind. Lediglich die Plastikschraube am Ende der Welle stützt die Kurbel ausreichend.
Dieser wichtige Teil, der den Rückschluß zulässt, dass bei dem Einbau der Kurbel kein technischer Fehler gemacht wurde (im Übrigen hatte ich davor bereits an sechs Rädern Hollowtech II verbaut und war vertraut mit der Art der Montage) fehlt allerdings in dieser Erzählung, die nun über mich im Kontext Radkonstruktion kursiert. Das ist für mich natürlich sehr unangenehm und für potentielle Interessierte zurecht abschreckend – bei einem Sportgerät sollte man sich darauf verlassen können, dass es einwandfrei funktioniert und einen nicht in Gefahr bringt, wenn man es ordnungsgemäß bedient. Es zeigt aber auch, dass ich, wenn etwas passiert, letztendlich nicht nachweisen kann, dass ich sorgfältig gearbeitet habe.
Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, bis auf Weiteres keine Radwartungen mehr an sicherheitsrelevanten Teilen durchzuführen oder Radkonstruktionen anzubieten – ausser bei engen Freunden, bei denen kein Zweifel mehr über meine Sorgfalt besteht. Wer jedoch einen neuen Computer brauchen sollte… ;D