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Radreise Dänemark 2012

Vor etwa 9 Monaten fragte mich Flip, ob wir nicht einmal eine Radreise unternehmen wollen. Da ich Fahrradfahren mag, die Idee mehr „Abenteuer“ als der klassische Strandurlaub versprach und ein Radreisender ausserdem viel cooler als ein normaler Reisender ist, begann ich mit der Planung.

Mein Vorschlag war, den Urlaub in Dänemark zu machen, weil Dänemark Gerüchten zu Folge sehr flach sein sollte, und die Zahl der Interessenten (zum Teil untrainiert) stärker  zunahm als erwartet. Ausserdem kann man als Startpunkt Flensburg wählen, welches sehr nahe an der dänischen Grenze liegt. Dies vereinfacht die Buchung der Zugtickets – Autos kamen für 11 Fahrräder nicht in Frage. Etwas abschreckend auf mich wirkten allerdings die Höchsttemperaturen im August – diese liegen bei 22-23°C, Durchschnitt bei 16-17°C.

Planung

Ab 6 Personen kann man den Gruppenticket-Service der Deutschen Bahn nutzen. Wir waren 11 Personen, was die Zugbuchung ziemlich erschwerte – es dauerte einige Wochen, bis alles geregelt war, da die Gruppenstelle der Bahn erst bei der Fahrradstelle anfragen muss, ob die Anzahl Fahrräder für den speziellen Zug okay ist und wenn nicht, eine andere Route finden muss usw. Ab 10 Personen darf man nicht im Regionalverkehr mitfahren, daher musste unsere Gruppe auf der Hinfahrt aufgeteilt werden. Es empfiehlt sich daher als Gruppe, sich so früh wie möglich mit der Problematik Zug zu beschäftigen. Auch sollte man keine waghalsigen Gepäcklösungen nutzen, da die Fahrräder nur von Gepäck befreit in den Zug gebracht werden dürfen, und bei Umstiegen ein gewisser Zeitdruck herrscht.

Wir hatten für jede Nacht einen Checkpoint mit vorher gebuchten Übernachtungsmöglichkeiten. Das hat den Vorteil, dass man sich keine Sorgen um ein trockenes Bett machen muss und weniger transportieren muss, aber den Nachteil, dass jeden Tag die geplante Strecke geschafft werden muss. Wir haben die über Dänemark verteilten Danhostels genutzt, die mit 20-30 EUR pro Übernachtung zwar für Jugendherbergen eher teuer, für allgemeine Dänemark-Übernachtung aber günstig sind.

Unsere finale Route war letztendlich Flensburg -> Haderslev -> Vejle -> Horsens -> Give -> Vejen -> Ribe -> Tonder -> Flensburg. Das sind realistisch etwa 450km Strecke, die wir in 8 Tagen zurückgelegt haben.

Ausrüstung

Die Qualität unserer Ausrüstung war stark gefächert. Bei den Fahrrädern hatten wir sowohl Baumarkträder, ältere Stahlrandonneure und Citybikes, gepäcktauglich umgerüstete Mountainbikes und Trekkingräder aus dem Mittelpreissegment (1000 EUR). Alle Fahrräder haben die Tour durchgehalten, wobei wir bei einem der billigeren Fahrräder einen gebrochenen Fahrradständer und starke Korrosion im Innenlagerbereich zu verbuchen hatten. Von daher lässt sich wohl sagen, dass bei einer kurzen Reise wie dieser jedes Fahrrad in Frage kommt.

Bei den Fahrradtaschen sollte man allerdings nicht _zu_ sehr sparen; einer von uns hatte bei eBay Fahrradtaschen für ~1.50 EUR ersteigert, welche jeden Tag an anderer Stelle aufplatzten und genäht werden mussten. Vier von uns hatten die Vaude Karakorum, welche zwar nicht wasserdicht, dafür aber sehr leicht zu beladen und ans Fahrrad zu befestigen sind. Diese sind bei einigen Händlern für 90 EUR zu haben.

Kleidungsmäßig hatte ich das Wetter falsch eingeschätzt, meine Funktionsshirts (welche übrigens durch die schnelle Trockung wirklich hervorragend waren, genau wie Funktionssocken) waren häufig nicht warm genug, mit Vliesjacke wurde es dann zu warm.. ich habe mich häufig für die kalte Variante entschieden. Wirklich wichtig ist gute Regenkleidung – mein Poncho war zwar gut, schützte aber Hose und Schuhe nicht ausreichend. Eine Regenhose ist empfehlenswert, und der Teilnehmer mit den wasserdichten Gamaschen wurde oft beneidet. Generell kann ich schnelltrocknende Funktionskleidung an allen Stellen empfehlen, gerade bei der instabilen Wetterlage, die in Dänemark offenbar vorherrscht.

An Reparaturzeug sollte man auf jeden Fall viel Flickzeug mitnehmen (Wir hatten um die 10 Platten), sowie einen Ersatzschlauch für jede Reifengröße und ein Kettenschloss. Letzteres habe ich eher der Vollständigkeit halber mitgenommen, aber wir hatten tatsächlich einen Kettenriss.

Bei der Plattenrate muss ich negativ den Continental TravelContact hervorheben – dieser Reifen ist eigentlich kein Billigreifen und wird als Weltreisereifen beworben, aber das Fahrrad mit diesen Reifen hatte vorne und hinten am meisten Platten (insgesamt 4). Allerdings bin ich selber den selben Reifen in Deutschland 2000km lang plattenfrei gefahren, jedoch nicht mit der gleichen Zuladung. Eventuell ist der Pannenschutz dem höheren Gewicht nicht gewachsen?

Wer unterwegs kochen will – wir hatten zwei Trangia-Sets, mit denen wir mobil kochen konnten. Das war ziemlich cool!

Dänemark

Wie man mit profundem geographischen Wissen anhand der Route oben erkennen kann, sind wir erst an der Ostseeküste Dänemarks gen Norden gefahren, dann bei Horsens nach Westen, und dann an der Nordseeküste zurück. Soweit ich das mitbekommen habe gibt es keine ausgeprägte Wegevernetzung in Dänemark, einige Touren führen sehr lange an Autostraßen entlang; auf diesen sieht man dann vergleichsweise wenig. Das ist im Osten eher so als im Westen, wo man an den Deichwegen entlangfahren kann: Sehr zu empfehlen!

Übrigens: Dänemark ist nicht flach, im Gegenteil – es ist sehr hügelig, nur sind die höchsten Berge nicht sehr hoch. Man sollte also nicht darauf hereinfallen und sich auf viele Steigungen einstellen. Windtechnisch hatten wir allerdings keine Probleme.

Für Radfahrer ist Dänemark im Vergleich zu Deutschland ein Paradies. Im Osten sind breite Fahrstreifen für Räder reserviert, es gibt an jedem Bürgersteig alle paar Meter Teererhöhungen. Im Gegensatz zu DE wird man nicht hupend mit einem Meter Abstand überholt; wir wurden immer mit _sehr_ viel Abstand überholt und häufig wurde uns zugewinkt, zugejubelt oder bei Pausen wurde gefragt, ob man uns helfen kann. Wir hatten nur eine gefährliche Situation mit einem Auto beim Linksabbiegen, und das war ausgerechnet mit einem Polizeiauto! Das wurde zwar mit einem bösen Blick seitens der Polizisten quittiert, sonst ist aber nichts passiert.

Übrigens ist Dänemark tatsächlich teurer als Deutschland, und – besonders für Besitzer eines 1.5-Liter-Flaschenhalters – die Flaschenstandardgrößen sind 500ml und 2 Liter. Es hat lange gedauert, bis ich eine Flasche 1.5-Liter-Wasser fand, und diese kostete umgerechnet 3 EUR! Dafür ist Sojasoße billig. ;D

Das Essen in Restaurants ist sehr fleischlastig; es gibt kaum bis gar keine Gerichte ohne Fleisch. Unseren zwei Vegetariern wurde jedoch auf Anfrage ein eigenes vegetarisches Gericht kreiert – im Zweifel kann man also einfach nachfragen. Das Englisch der Dänen, die uns begegnet sind, war exzellent.

Wir hatten übrigens trotz ungleichmäßigem Trainingsstand bis auf eine Ausnahme keine Probleme, die Strecke zu schaffen. Nur ein Mitfahrer, welcher sonst fast kein Fahrrad fährt, ist auf zwei Strecken auf Bus umgestiegen, was ohne weitere Probleme möglich war. Man sollte allerdings 6-8 Stunden Zeit für die Strecke einplanen, weil es häufig kleine Pausen gibt (bei kleineren Gruppen vermutlich weniger häufig), Leute einen Berg nicht hochkommen und schieben, Schläuche geflickt oder Essen gekocht werden muss. Im Nachhinein war es nicht sinnvoll, keinen Ruhetag einzulegen; dadurch wurde man mittelfristig sehr erschöpft, was dann auf Kosten des Reiseerlebnis ging. Eventuell sollte man an jedem (interessanten) Checkpoint einen Ruhetag einlegen; dann sieht man auch etwas von den Städten.

Alles in allem ein interessanter Urlaub mit einer interessanten Urlaubsform, die ich gerne irgendwann wiederholen würde!

3 Antworten auf „Radreise Dänemark 2012“

Ja, nochmal! Aber nicht in Dänemark, denn:

  • es regnet
  • es ist auch im Hochsommer kalt
  • es ist schwierig schöne Wege zu finden, die nicht an einer Hauptstraße verlaufen. Aus Deutschland ist man es gewohnt, auf (asphaltierten) Feldwegen parallel zu Hauptstraßen fahren zu können. In Dänemark gibt es diese Straßen auch, aber sie enden meistens in Sackgassen. Vielleicht hätte eine noch bessere Karte hier geholfen; eine Karte speziell mit allen Fahrrad-, Wald- und Wiesenwegen.

Ich fand die Temperatur auch ganz okay.. war mir so lieber als bei 35° zu fahren.. da hätte ich nur noch mehr Getränke irgendwo unterbringen müssen @.@

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