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Über die unverantwortliche Autorität der Schule

Der gesellschaftliche Auftrag der Schule […] ? liegt in der Entwicklung der Schüler zu mündigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten.

Heute durfte ich miterleben wie die Schule mich zu einer verantwortungsvollen Persönlichkeit entwickelt.. Dazu eine Vorgeschichte:

Ich habe nächsten Mittwoch Führerscheinprüfung und habe deswegen am Montag und Dienstag nochmal mit meinem Fahrlehrer Stunden ausgemacht. Unglücklicherweise kam Montags nur noch 13:15 in Frage (also zu der Zeit, in der mein einstündiger Chemieunterricht beginnt) und – da ich dienstags immer bis 17 uhr durchgehend Schule habe – auch nur ein Termin während der Schulzeit, in dem Fall 9:45-11:15? – meine Geschichtsstunden. Ich hätte mich auch dafür entscheiden können nachmittags Sport oder Rhetorik ausfallen zu lassen, aber da ich in beiden Fächern Noten bekomme, wäre das Recht ungünstig. Mit meinem Problem, Unterricht ausfallen zu lassen, hadere ich also eine Weile:

– Soll ich einfach lügen und mich vor den Stunden befreien lassen?

– Soll ich? schwänzen und die Entschuldigung nachreichen?

oder

– Soll ich mich offiziell befreien lassen?

Die meisten würden wohl einfach schwänzen oder lügen, aber ich vertraute irgendwie darauf, dass es das Beste ist, die Wahrheit zu sagen – in den meisten Fällen führt dies auch zu Erfolg.

Also machen meine Eltern und ich uns die Mühe eine kleine nette Befreiung zu formulieren, mit ausreichender Begründung. Mit jener gehe ich also heute zur Verantwortlichen für die Befreiung und erkläre ihr das Problem.. Woraufhin sie mir entgegnet : „Ich darf dich deswegen nicht befreien lassen“ . Also frage ich nach, ob es einen Weg gibt das Problem zu umgehen oder ob sie eine Lösung weiß – „Fahr doch nur Montags!„, lautet der Vorschlag.? Moment – hatte ich nicht erklärt, dass es montags auch in die Unterrichtszeit fällt? Egal, sag ich es halt nochmal. „Dann ist aber die Fahrschule schuld, wenn sie keinen anderen Termin herbekommt“ – Aha. Die böse Fahrschule also. Klaut der Schule ja ohnehin schon zu viele Stunden durch die Prüfung. Irgendwie wird bei dieser Aussage nicht bedacht, dass wenn ich einen anderen Termin bekomme – dann andere Schüler (die vor mir Termine ausgemacht haben) wohl in der Schulzeit fahren müssten – schon blöd, oder?

Nunja, also bleibt mir nichts anderes übrig als zu schwänzen. Das ist nämlich die einzige Möglichkeit, dass meine Abwesenheit nicht an die informierte Lehrerin gelangt. Und die Entschuldigung kann man ja ohne weiteres einreichen.

Was mich nun eigentlich so stört? Warum werde ich von der Schule regelrecht dazu „erzogen“ mir „illegale“ (mir fällt grad kein anderes Wort ein) Möglichkeiten zu suchen? Warum können sie nicht einfach mal ihr Vorbild als Schule verwirklichen und abwägen, ob ihre Regelung immer Sinn macht? Ich werde in diesen fehlenden Stunden weder Exen schreiben, noch ausgefragt werden. Die Lehrer wären auch sicherlich mit meiner Abwesenheit? einverstanden. Aber interessiert das jemanden? Nein. Es darf nicht sein, deswegen tut man es nicht. Warum denn nachdenken? Und vorallem – warum haben nichtmal die Eltern die Macht ihre Kinder vom Unterricht zu befreien, wenn sie es für nötig halten?

Ich bin heute enttäuscht worden, weil ich die Lehrerin die mir die Befreiung verweigert hat, als eine sehr nette und ganz sicher nicht oberflächliche Frau gehalten habe. Aber auch, weil ich überzeugt davon bin, dass es anders einfacher hätte sein können. Aber anscheinend ist es der Schule wichtiger, ihre Macht darzustellen, als ihre Vorbildsfunktion verantwortungsvoll auszuführen. Ich bin mir sicher, dass dann? einige Schüler auch mehr Spaß an der Schule hätten.

In dem Sinne, hoffe ich, dass niemand merkt, dass ich nicht „krank“ bin. Falls doch, bin ich gespannt, welche „Ordnungsmaßnahmen“ angebracht sind ;-)

7 Antworten auf „Über die unverantwortliche Autorität der Schule“

lol du kriegst ’nen Verweis :p
Glaub‘ mal nicht, dass da irgendwas passieren würde. Nacharbeiten? Wohl kaum. Verweis oder Mitteilung an deine Eltern, damit sie davon bescheid wissen und dich demnächst besser erziehen? lol. Strafarbeit, also zusätzliche Hausaufgaben? HAHA

heh ne ich glaub auch nich dass da groß was passiert.. gibt ja so viele leute die das machen…

viel glück schonmal! (weil ich weiß dass ich das bis dienstag eh wieder vergessen hab..)

Normalerweise haben Lehrer ein 3-mal nicht-da-sei Limit, danach fragen sie mal was los war. Das ist aber eher die Minderheit. Bei den meisten ist es komplett egal, ob man da ist, jedenfalls bei uns. Insofern mach dir da mal keine Sorgen.

Aber stimmt schon, das ist etwas merkwürdig.

Ihr versteht mich alle bisschen falsch… mir geht es eben darum dass sie nichts machen werden – so werden doch alle ermutigt es so zu machen

Okay, stimmt, aber das ist auch gut so. Es ist zwar nicht gut dass sie dich nicht befreit haben, und das wäre wohl besser gewesen, aber nichts-machen.. Kollegiaten sollen Eigenverantwortung lernen. Insofern, wersichs leisten kann, bitteschön o.o

cecile hat natürlich präzise Recht.

Die Schule bringt den Schülern sofort das bei, was sie auch später brauchen: Ignoranz und eigennutzige Sabotage gegenüber staatlichen Institutionen. Das witzige ist, dass die Schule ganz unabsichtlich das (heuzutage leider) „richtige“ lehrt. Genau so gehen viele Leute später erfolgreich mit Recht, Formalitäten, Steuern, etc. um. Schwachsinn dieser Sorte untergräbt sich selbst, wer klug ist, spielt einfach nicht mit, die Regelungen setzt ja doch keiner durch.

Das ärgerliche ist, dass diese Struktur den Machthabern mehr Macht gibt. Wenn jeder illegal ist, hat man mehr Druckmittel und unverhältnismäßig eigenmächtige Entscheidungsfreiheit. Ein Lehrer mag einen Schüler nicht? Einfach alle Fehlstunden melden und mit Verweisen zusammendreschen. Ein Anwalt in passender Position mag einen Menschen nicht? Einfach mal auf Copyrightverletzungen, Steuerformalitäten etc. prüfen.

Das ist der eigentliche Punkt. Die persönliche Gnade der Zuständigen soll entscheiden, nicht eine abstrakte, logische Regel. Das liefert allen zuständigen maximale Macht auf ihre Umgebung.

Außerdem geht so das eigentlich wünschenswerte verloren: die Idee, dass alle zusammen eine Struktur erschaffen, die die wirklich wichtigen Ziele verfolgen. Wenn Lehrer und Schüler gegeneinander arbeiten, steht das System schon lange auf verlorenem Posten.

Vom Glauben, dass die Schule als Institution primär an der optimalen Entwicklung ihrer Schüler interessiert ist, will ich gar nicht reden. Den habe ich schon vor langer Zeit verloren.

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