Ich habe sehr flexible Arbeitszeiten. Heute, oder eigentlich gestern, habe ich beispielsweise von 17:00 Uhr bis 00:45 gearbeitet. Die Rückfahrt von der Arbeit war ganz witzig, wovon ich euch singen und sagen will.
Ich nahm die letzte U-Bahn und fand darin eine Zeitung. Es war sogar eine Süddeutsche! Allerdings nur ein paar Seiten davon. Egal, ich überflog den Inhalt und suchte nach der nackten Frau. Ach ne, falsche Zeitung. So ein Mist. Die Zeitung, die U-Bahn und ich, wir näherten uns dem Odeonsplatz. Hier würde ich umsteigen müssen. Der Gedanke, der mir kurz vor dem Anhalten im Kopf schwirrte, war der, ob ich die Zeitung mitnehmen sollte, oder darauf hoffen sollte, im nächsten Zug wieder eine Zeitung zu finden. Schwierig, schwierig. Und der Zug kam interessant schnell zum Stehen, die Türen waren schon fast offen und ich hatte noch keine Entscheidung getroffen. Ihr merkt die Spannung. Ich nahm sie schließlich mit, sowohl die Zeitung als auch die Spannung. Das sollte später noch meine Rettung sein, doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich mich in Gefahr begeben würde. Okay, es ist zugegebener Maßen gerade ein wenig Übertreibung im Blog.
Ich wechselte also am Odeonsplatz die U-Bahn. Ich wählte einen angemessenen Platz, einen von denen im stoffüberzogenen Viererabteil und nicht so einen popeligen Holzstuhl. Um die Uhrzeit hat man ja freie Auswahl. Mir leicht schräg gegenüber saß ein anderer Mensch, männlich. An einer Haltestelle stieg plötzlich überraschend und ohne Vorwarnung ein Mädchen im Minirock aus und ging zügig durch das Sichtfeld meines schrägen Gegenübers. Ihm ging sie zu zügig, weshalb er sich drehen musste um sie länger im Blickfeld behalten zu können. Als die Zugtüren wieder geschlossen waren pustete er ein langes „Wow“ aus und schüttelte dabei den Kopf. Ich fande das so urkomisch, dass ich wahnsinnig anfangen musste zu kichern. Lachgeräusche konnte ich irgendwie unterdrücken, aber nicht mein Grinsen. Zum Glück hatte ich die rettende Zeitung dabei! Ich schlug sie auf Maximalgröße auf und versteckte mich dahinter.
Eigentlich ist das alles voll langweilig was ich hier schreibe. Aber das ist bei Einleitungen immer so. In Herr der Ringe wird auch über 40 Seiten lang beschrieben wie Legolas, Aragon und der Zwerg (ich kenne seinen Namen nicht) durch die Berge laufen und einfach nur laufen.
Den Höhepunkt überspringe ich mal. Man muss ja nicht alles verraten. Zum Abschluss fuhr ich noch ein bisschen Bus. Es war der letzte Bus diese Nacht. Wegen nicht näher definierten Umständen stand mein Fahrrad eine Station vor der Bushaltestelle, wo ich eigentlich aussteigen müsste, um optimal energieeffizient mein Domizil zu erreichen. Der Busfahrer war supernett und ich durfte mein Fahrrad einsammeln und gemeinsam, also der Busfahrer, das Fahrrad und ich, fuhren wir eine Haltestelle weiter. Sonst war niemand im Bus. Das war eine psychologisch interessante Situation! Während der Fahrt hatte ich immer das Gefühl mit dem Fahrer ein Gespräch anfangen zu wollen. Oder anfangen zu müssen. So genau kann ich das im Nachhinein nicht mehr unterscheiden. Wahrscheinlich ein bisschen von beidem. Doch wir wechselten kein Wort. Erst als der Bus wieder stand, fragte er: „Wo wohnst du?“.
Das war unerwartet. Aber auch aufmerksam. In knappen Sätzen erklärte ich, dass mein jetziger Heimweg nicht mehr lang ist und dies wirklich die sinnvollste Stelle zum Aussteigen ist. Ich wünschte eine gute Nacht und verließ den Bus. Aber mit einem seltsamen Gefühl im Bauch. Es lässt sich schwer in Worte fassen. Am liebsten hätte ich dem Fahrer meine ganze Lebensgeschichte erzählt, oder zumindest warum ich an einem Mittwoch um 2 Uhr in der Nacht Bus fahre. Es war irgendwie ein Gefühl das mir sagte, ich hätte nicht weggehen sollen sondern, nunja, ratschen sollen! Ich fühlte, dass es der Busfahrer auch so wollte, doch mit meinem Fahrrad im Bus kam ich mir in einer unvertrauten Umgebung vor. Es war seltsam. Ich kann es nicht genauer beschreiben, außer dass es selsam war. Ich hätte bleiben und ratschen sollen.
Unter sternenklarem Himmel fuhr ich das letzte Stück mit meinem Rad nach Hause. Morgen muss ich wieder um die gleiche Uhrzeit arbeiten.
3 Antworten auf „Sternenklarer Himmel“
Spannung pur! Wie ein Thriller!
Das muss sicher cool sein um 2uhr draussen.. da könnte man dich fast beneiden.
Ich glaube du hast recht, dass der busfahrer sicher noch gern ein wenig geratscht hätte.. so alleine im bus zu fahren ist auch nicht sehr lustig, da ist es eine schöne abwechslung mit jemandem zu reden, der um 2 uhr nicht betrunken ist.
was arbeitest du? o.o
Ich bin Blog-Autor. Ich werde dafür bezahlt mir Dinge auszudenken. Und manchmal schreibe ich nachts! Wir haben in der Arbeit nämlich nur halb so viele Computer wie Mitarbeiter.