Kategorien
Allgemeines Das Leben

Heiße Schokolade

Unter uns gesprochen, ich pflege eine Abneigung gegen Kaffee. Was aber, wenn man zu einem Treffen in einer San Francisco Coffee Company eingeladen wird? Zum Glück wird dort auch heiße Schokolade angeboten, als einziges Getränk ohne Purin-Alkaloid. Dennoch erscheine ich in Cafés dieser Kategorie eher selten. Wenn meine Ortswellenfunktion dort ein Maximum hat, dann habe ich dort immer die heiße Schokolade der Größenordnung „mittel“ ausprobiert. Sehr lecker! Aber wisst ihr, was noch viel genialer ist? Die heiße Schokolade in groß! Schmeckt wirklich besser als die Mittlere. Ich muss zugeben, ich verstehe nicht warum.

Ich habe mir folgende Erklärungen überlegt:

  • Die kleine und die mittlere heiße Schokolade haben Minderwertigkeitskomplexe und emittieren ungenießbare Kakaostoffe.
  • Die Verkäuferin fügt soviel Sahne hinzu, dass, unabhängig von der Tassenquerschnittsfläche, die Sahne immer zwei Zentimeter, und nicht prozentual zur Tassenhöhe, über den Tassenrand hinausschaut . Dies geht mit einem veränderten Sahne-Kakao-Mischverhältnis einher und führt folglich zu einem anderen Geschmack.
  • In einer großen Tasse bilden sich andere Strömungs- und Konvektionsverhältnisse aus, weshalb die Sahne vom Kakao anders absorbiert wird.
  • In der kleinen und mittleren Version wird Ziegenmilch beigemischt.

Generell schmeckt mir aber auch Kakao aus schmalen Tassen (also Tassen mit geringer Grund- und Öffnungsfläche) besser als aus dicken Tassen bei selbem Volumen. Nichtsdestoweniger ist und bleibt Schokolade sowohl in liquider Form als auch im festen Aggregatzustand stets ein Genuss!

Kategorien
Allgemeines Das Leben Schule

Über die unverantwortliche Autorität der Schule

Der gesellschaftliche Auftrag der Schule […] ? liegt in der Entwicklung der Schüler zu mündigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten.

Heute durfte ich miterleben wie die Schule mich zu einer verantwortungsvollen Persönlichkeit entwickelt.. Dazu eine Vorgeschichte:

Ich habe nächsten Mittwoch Führerscheinprüfung und habe deswegen am Montag und Dienstag nochmal mit meinem Fahrlehrer Stunden ausgemacht. Unglücklicherweise kam Montags nur noch 13:15 in Frage (also zu der Zeit, in der mein einstündiger Chemieunterricht beginnt) und – da ich dienstags immer bis 17 uhr durchgehend Schule habe – auch nur ein Termin während der Schulzeit, in dem Fall 9:45-11:15? – meine Geschichtsstunden. Ich hätte mich auch dafür entscheiden können nachmittags Sport oder Rhetorik ausfallen zu lassen, aber da ich in beiden Fächern Noten bekomme, wäre das Recht ungünstig. Mit meinem Problem, Unterricht ausfallen zu lassen, hadere ich also eine Weile:

– Soll ich einfach lügen und mich vor den Stunden befreien lassen?

– Soll ich? schwänzen und die Entschuldigung nachreichen?

oder

– Soll ich mich offiziell befreien lassen?

Die meisten würden wohl einfach schwänzen oder lügen, aber ich vertraute irgendwie darauf, dass es das Beste ist, die Wahrheit zu sagen – in den meisten Fällen führt dies auch zu Erfolg.

Also machen meine Eltern und ich uns die Mühe eine kleine nette Befreiung zu formulieren, mit ausreichender Begründung. Mit jener gehe ich also heute zur Verantwortlichen für die Befreiung und erkläre ihr das Problem.. Woraufhin sie mir entgegnet : „Ich darf dich deswegen nicht befreien lassen“ . Also frage ich nach, ob es einen Weg gibt das Problem zu umgehen oder ob sie eine Lösung weiß – „Fahr doch nur Montags!„, lautet der Vorschlag.? Moment – hatte ich nicht erklärt, dass es montags auch in die Unterrichtszeit fällt? Egal, sag ich es halt nochmal. „Dann ist aber die Fahrschule schuld, wenn sie keinen anderen Termin herbekommt“ – Aha. Die böse Fahrschule also. Klaut der Schule ja ohnehin schon zu viele Stunden durch die Prüfung. Irgendwie wird bei dieser Aussage nicht bedacht, dass wenn ich einen anderen Termin bekomme – dann andere Schüler (die vor mir Termine ausgemacht haben) wohl in der Schulzeit fahren müssten – schon blöd, oder?

Nunja, also bleibt mir nichts anderes übrig als zu schwänzen. Das ist nämlich die einzige Möglichkeit, dass meine Abwesenheit nicht an die informierte Lehrerin gelangt. Und die Entschuldigung kann man ja ohne weiteres einreichen.

Was mich nun eigentlich so stört? Warum werde ich von der Schule regelrecht dazu „erzogen“ mir „illegale“ (mir fällt grad kein anderes Wort ein) Möglichkeiten zu suchen? Warum können sie nicht einfach mal ihr Vorbild als Schule verwirklichen und abwägen, ob ihre Regelung immer Sinn macht? Ich werde in diesen fehlenden Stunden weder Exen schreiben, noch ausgefragt werden. Die Lehrer wären auch sicherlich mit meiner Abwesenheit? einverstanden. Aber interessiert das jemanden? Nein. Es darf nicht sein, deswegen tut man es nicht. Warum denn nachdenken? Und vorallem – warum haben nichtmal die Eltern die Macht ihre Kinder vom Unterricht zu befreien, wenn sie es für nötig halten?

Ich bin heute enttäuscht worden, weil ich die Lehrerin die mir die Befreiung verweigert hat, als eine sehr nette und ganz sicher nicht oberflächliche Frau gehalten habe. Aber auch, weil ich überzeugt davon bin, dass es anders einfacher hätte sein können. Aber anscheinend ist es der Schule wichtiger, ihre Macht darzustellen, als ihre Vorbildsfunktion verantwortungsvoll auszuführen. Ich bin mir sicher, dass dann? einige Schüler auch mehr Spaß an der Schule hätten.

In dem Sinne, hoffe ich, dass niemand merkt, dass ich nicht „krank“ bin. Falls doch, bin ich gespannt, welche „Ordnungsmaßnahmen“ angebracht sind ;-)

Kategorien
Allgemeines Das Leben

Armer Hilfsbedürftiger am Stachus…

Ich stehe also am Stachus. Da kommt ein junger Mann daher, eher Südländischer Abstammung vom Aussehen her, und fängt an, mit mir zu reden: er habe ein Problem und braucht Hilfe, ob es denn in Ordnung wäre, wenn wir uns etwas abseits setzen um darüber zu reden. Ich wartete ohnehin auf meine S-Bahn und willigte also ein.

Zuerst stellt er sich vor und fragt nach meinem Namen und wann ich wohin weiter fahre. Dann erklärt er mir seine moralischen Vorstellungen, dass es meine freie Entscheidung sei, ihm zu helfen, etc.. Insbesondere, dass er alles menschlich sehen will und ich ein freier Mensch bin, den er keineswegs bedrängen möchte. Niemand zwingt mich, seine Geschichte anzuhören oder ihr Glauben zu schenken. Dann folgt diese Geschichte, der zufolge sein Kind bei der Geburt gestorben ist, das könne er auch beweisen. Dass das emotional schwierig ist, ist ja zu verstehen – schlussendlich sei er vor 17 Stunden von seiner Freundin herausgeschmissen worden und hat nun keine Bleibe. Ich soll bitte nicht so laut reden, es muss ja nicht der ganze Bahnhof hören. Er käme aus Bremen und braucht ein Ticket zurück dorthin.

Dass dieses Ticket 120€ kostet, kann er beweisen. Auch scheinbar, dass er deutscher Staatsbürger ist – jedenfalls hatte er so einen grauen Reisepass-ähnlichen Ausweis inklusive Adler-Hologramm und sagte, er habe eine Lehrstelle in Bremen hat und könne das Geld am 16. Januar zurückzahlen. Da bekommt er nämlich sein Gehalt. Wir können das vertraglich festlegen und ich könne seine Personalien haben. Nochmals weist er mich darauf hin, ich soll nicht zu laut sprechen – meine Reaktionsgedanken werden schnell in weiteren Beweis- und Glaubwürdigkeitsargumenten begraben. Ich frage nach einer Sicherheit, aber er meint, er hat nicht mehr als sein Mobiltelefon dabei, und das ist ja wohl nicht genug wert, vielleicht könne man ihn auch ohne erreichen, aber die Idee schien für keinen von uns beiden allzu praktisch. Wir unterhielten uns über das Problem des möglichen Betrugs und meine eher negativen Erfahrungen mit solchen Begegnungen. Er betonte, dass er es nun wirklich nicht nötig habe, sich auf so eine Art Geld zu verschaffen.

Meine S-Bahn war schon die nächste einfahrende. Da bot ich an, er kann doch mitfahren. Das ginge nicht, er habe ja nicht einmal eine Streifenkarte. Kein Problem, ich selbst hatte eine dabei. Nein, das wäre ihm zu ungünstig. „Warum? Ich hätte Leute, die sich mit solcher Problematik auskennen, und das lösen können.“ – „Wir brauchen doch keine Leute, das ist doch eine Sache zwischen uns, können wir uns denn nicht vertrauen?“ – (Die S-Bahn fährt ein, mein Gehirn ist noch dabei, den vorigen Satz zu verdauen) – „Jetzt stempel und komm mit!“ – „Das ist mir zu weit.“

Während ich in die S-Bahn einsteige, sage ich noch, halb zu mir selbst „Ich glaube dir nicht.“, und die nächsten paar Sekunden bereue ich im Nachhinein. Ich mache eine unklare Geste gegenüber ihm, sehe kurz in richtung S-Bahn, und kann ihn nicht mehr ausmachen – dann schließen die Türen.

Ich hätte wieder aussteigen sollen, so tun, als wolle ich ihm Geld geben, und in einem günstigen Moment den Leuten um mir zurufen, dass sie ihn (bzw. uns) nicht entkommen lassen sollen. Aber ich war mir erst in den letzten Sekunden sicher, und in denen war ich einfach zu langsam. Er war das nicht, nach dem Kurzen Blick zur Seite habe ich ihn nicht mehr sehen können. Und den Ausweis habe ich nicht gut genug gesehen, um der Polizei allzuviel geben zu können.

Der Mensch war wirklich unheimlich glaubwürdig, und erschien mir auch keineswegs dumm. Das tatsächliche Gespräch war viel länger und verwirrender als das hier aufgeschriebene, und Methoden wie „Sieh mir in die Augen, glaubst du im Ernst, dass ich hier nur für Geld herumlüge?“ mit passender Betonung tun ihren Teil, der nicht leicht in Worte zu fassen ist. Auch einige Details faszinieren mich: in der Vorstellung zB „Ich heiße … aber meine Freunde nennen mich …“ – ich glaube, keiner der dort genannten Namen war auf dem Ausweis, aber auch den hat er nur kurz gezeigt, und mit dem ausweichenden Argument wieder weggesteckt, dass er zu wichtig sei, um als Pfand zu dienen. Diese Verwirrung und der ausländische Name auf dem Ausweis genügten, dass ich ihn jetzt nicht mehr wiedergeben kann.

Im Nachhinein fielen mir natürlich schnell gute Lösungswege für nächstes Mal ein. Der Endvorschlag des Mitkommens ist zB gut. Alles, was sonst andere Leute involviert auch – Polizei, Bahnbeamte, sonstwen als Zeugen und Ideenspender mit einbeziehen. Ich hätte auch klarstellen sollen, dass ich ihm natürlich nur direkt das Ticket kaufen würde, niemals das Geld direkt gebe. Wenn er auf so etwas negativ reagiert, hat er sich schon ziemlich geoutet. Ab da braucht man lediglich einen Weg, seine Flucht zu verhindern und die Polizei zu rufen – was leider für sich schon fast unmöglich ist.

Immerhin habe ich seine Zeit verschwendet und dabei etwas gelernt. Auch kein so schlechtes Resultat.